Von der Produktidee zum Markterfolg

Von Sebastian Glitz
In Zeiten rascher technologischer Entwicklungen und sich stetig wandelnder Kundenbedürfnisse ist Innovationsfähigkeit ein zentraler Wettbewerbsfaktor. Doch woher kommen gute Ideen für neue Produkte? Welche Rolle spielen Megatrends? Und wie lässt sich der Zeitraum bis zur Markteinführung verkürzen? Um diese Fragen zu beantworten, entwickelte Schaeffler einen nachhaltigen und zielgerichteten Innovationsprozess.
© Vitalii Barida/iStock

„Eine neue Lösung oder Produktweiterentwicklung ist kein zufälliges Ereignis, sondern das Ergebnis eines strukturierten und zielgerichteten Prozesses“, erklärt Florian Krebs, Leiter Advanced Innovation bei Schaeffler. „Die Innovationen von Schaeffler basieren auf langjähriger Erfahrung, Austausch und ineinandergreifenden Prozessen. Die Analyse von Kundenbedürfnissen spielt dabei eine wichtige Rolle.“ Mehr als 70 Prozent aller erfolgreichen Produktinnovationen basieren auf Kundenbedürfnissen. Diese werden maßgeblich von Megatrends beeinflusst, die durch langfristige, tiefgreifende Veränderungen alle Lebensbereiche durchdringen.

Schaeffler nutzt Megatrends wie Zukunftsmobilität, Automatisierung, Digitalisierung oder Nachhaltigkeit als Kompass für seine Innovationsstrategie. „Megatrends sowie die daraus abgeleiteten Technologietrends sind nicht nur Schlagworte, sondern Guidelines, die unsere Innovationsstrategie maßgeblich lenken“, sagt Florian Krebs. „Um diesen Trends zu begegnen und unsere Ideen zum Markt­erfolg zu bringen, setzen wir auf unsere Kernkompetenzen, wie beispielsweise ein tiefes Markt- und Kundenverständnis, ein ausgeprägtes System- und Produktverständnis, Produktions-Know-how auf Basis unserer hohen internen Wertschöpfungs­tiefe sowie unserer Material- und Umsetzungskompetenzen.“

Von der Produktidee zum Markterfolg
Florian Krebs, Leiter Advanced Innovation bei Schaeffler
© Schaeffler

„Von initial 1.000 analysierten Ideen schaffen es nur die aussichtsreichsten Projekte in eines unserer Innovationsprogramme.“

Innovation in Clustern: Fokus für gezieltes Handeln

Um Innovationskapazitäten trendgerichtet einzusetzen, fokussiert Schaeffler seine Aktivitäten auf acht strategische Bereiche, sogenannte Innova­tionscluster: Energy Solutions, E-Drive Solutions, Digital Solutions, Robotics Solutions, Software-defined Solutions, Mobility Solutions, Material & Manufacturing Solutions und Autonomous Production Solutions. „Erfüllt eine Idee unsere Bewertungskriterien und passt in einen der Cluster, gelangt sie in den ‚Innovation-to-Business‘-Prozess.“

„Von initial 1.000 analysierten Ideen schaffen es nur die aussichtsreichsten Projekte in eines unserer Innovationsprogramme. Wichtig ist hierbei die Kombination aus Fokussierung auf Markt und Kundenbedürfnisse und der notwendigen Umsetzungsgeschwindigkeit“, sagt Florian Krebs.

Beschleunigung durch Kooperation

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Um agile Prozesse zu gewährleisten und Innovationen zur Marktreife zu bringen, fokussiert sich Schaeffler auf drei Säulen. Neben eigenen internen Innovationsprozessen setzt das Unternehmen bewusst auf externe Kooperationen:

Start-up Mode In diesem Modus fokussieren sich Mitarbeiter auf die Entwicklung eines speziellen Themas, bis es einen bestimmten Reifegrad erreicht hat. Um ideale Bedingungen zu gewährleisten, finden diese Entwicklungen in einem eigenen Bereich statt, können aber weiterhin von den Vorteilen des Konzerns profitieren.

Innovation Factory Das Team der „Innovation Factory“, bestehend aus technischen Projektmanagern, Produktentwicklern sowie einem Prototypenbau, spezialisiert auf schnelle Umsetzung, deckt ein breites Spektrum an Entwicklungskompetenzen ab. Sie unterstützen die Innovationscluster und übernehmen die Verantwortung für spezifische Entwicklungsprojekte. Hier werden innovative Ideen in schnellen Prototypenphasen umgesetzt. Ziel ist es, bahnbrechende Innovationen in einem globalen Netzwerk zu realisieren.

SHARE-Konzept Das „Schaeffler Hub for Advanced Research“ (SHARE) ist ein umfassendes Kooperationsmodell mit führenden Universitäten weltweit. Es ermöglicht eine langfristige und strategische Zusammenarbeit in ausgewählten Forschungsfeldern entlang der Innovationscluster. Durch den direkten Zugang zu neuester Forschung und Talenten wird die Innovationskraft des Unternehmens nachhaltig gestärkt und der Transfer von Wissen in konkrete Produkte ­beschleunigt.

Humanoide Robotik: ein Paradebeispiel für Schaefflers Innovationskraft

Im Cluster Robotics Solutions geht Schaeffler über die Rolle des Anwenders hinaus und positioniert sich als entscheidender Systemlieferant für die Entwickler von Humanoiden. Humanoide Roboter benötigen hochpräzise Antriebslösungen, kompakte Getriebe, robuste Lager und intelligente Sensorik, um menschenähnliche Bewegungen auszuführen und mit ihrer Umgebung zu interagieren.

„Wir entwickeln unter anderem spezielle Getriebe und Präzisionslager, die nicht nur extrem kompakt und leicht sind, sondern auch die erforderliche Steifigkeit und Genauigkeit für die Gelenke von Humanoiden bieten“, erklärt Florian Krebs. Diese Komponenten sind entscheidend für eine konstante Beweglichkeit, Tragfähigkeit und Wiederholgenauigkeit der Roboter. Des Weiteren entwickelt Schaeffler innovative Aktorsysteme, die eine präzise Steuerung von Humanoiden ermöglichen.

Die Idee für diese hochspezialisierten Komponenten entsteht oft aus den Anforderungen der potenziellen Hersteller im Bereich der Humanoiden sowie aus der Pilotanwendung in den eigenen Fabriken. Durch enge Kooperationen im Start-up Mode und in der Innovation Factory sowie über das SHARE-Konzept werden Prototypen entwickelt und getestet.

Das tiefe Verständnis für Materialwissenschaften und Fertigungstechnologien ermöglicht es Schaeff­ler, maßgeschneiderte Lösungen zu liefern, die über Standardprodukte hinausgehen und den spezifischen Herausforderungen der Humanoiden-Robotik gerecht werden. Schaeffler trägt somit nicht nur dazu bei, Humanoide in der eigenen Produktion effizienter einzusetzen, sondern liefert auch die entscheidenden Komponenten, die diese technologische Revolution erst ermöglichen.

Von der Kundenanforderung zur Innovation

Impuls, Idee, Innovation – der Innovationsprozess von Schaeff­ler fördert die Entwicklung nachhaltiger Technologien. So zum Beispiel die patentierte Nutkühlung für E-Motoren.

Diese zukunftsweisende ­Entwicklung ist ein Schlüssel­element im Bestreben von Schaeffler, die Leistungsdichte und Effizienz von Elektro­motoren auf ein neues Niveau zu heben. Die Nutkühlung ist integraler Bestandteil von Hochgeschwindigkeits-Antriebskonzepten, die Drehzahlen bis zu 18.500 U/min erreichen.

Revolutionäres Wärmemanagement für maximale Leistung
Die Leistungsfähigkeit von Elektromotoren wird maßgeblich durch ihr thermisches Management bestimmt. ­Herkömmliche Kühlsysteme stoßen bei steigenden Anforderungen an ihre Grenzen. Die von Schaeffler entwickelte direkte Nutkühlung adressiert diese Herausforderung auf einzigartige Weise. Anstatt auf indirekte oder luftbasierte Kühlkonzepte zu setzen, wird hier das Kühlöl direkt an den Wicklungen in den Nuten des Stators eingesetzt. Dies ermöglicht eine direkte Aufnahme der thermischen Energieverluste genau dort, wo sie entstehen, und deren effiziente Abführung an das thermische Managementsystem.

Von der Produktidee zum Markterfolg
Die Nutkühlung ist integraler Bestandteil von Hochgeschwindigkeits-E-Antriebskonzepten, die Drehzahlen bis zu 18.500 U/min erreichen© Schaeffler

Effizienzsteigerung und höhere Dauerleistung
Ein entscheidender Vorteil dieser innovativen Kühlmethode liegt in der signifikanten Reduzierung von Beschleunigungs- und Reibungsverlusten. Im Gegensatz zu Kühlungsarrangements, die zu einem nassen Luftspalt führen können, bleibt bei dieser Technologie der Luftspalt trocken. Dies trägt nicht nur zur Effizienzsteigerung bei, sondern erhöht auch die Dauerleistung des Motors erheblich. Die direkte Nutkühlung erlaubt es, die kontinuierliche Ausgangsleistung des Motors an das maximale Ausgangsniveau anzupassen, ohne das Risiko eines Deratings – ein kritischer Faktor für die Performance und Zuverlässigkeit in anspruchsvollen Fahrsituationen.

Zusammenspiel komplementärer Schlüsseltechnologien
Ergänzend zu dieser patentierten Kühltechnologie setzt
Schaeffler auf weitere komplementäre Schlüsseltechnolo­gien. Eine Wellenwicklung im Stator minimiert beispielsweise Hochfrequenzverluste, während speziell entwickelte Hoch­geschwindigkeitslager von Schaeffler Reibungsverluste reduzieren und maximale Haltbarkeit und Effizienz gewährleisten. Das Zusammenspiel dieser Technologien, eingebettet in ein systematisches Hochgeschwindigkeitskonzept für die gesamte Achse, ermöglicht die hohe Leistungsdichte und Effizienz, die Schaeffler-Elektroantriebe auszeichnet.

Mit dieser patentierten direkten Nutkühlung untermauert Schaeffler seine Position als ein Innovationsführer in der ­Elek­tro­­mobilität.