Vom Brummi zum Summi

Von Björn Carstens
Bagger, Kräne und Radlader sind von Baustellen nicht wegzudenken. Das Problem: ihr hoher Energieverbrauch. Grund genug, sich zu fragen: Wie können Baumaschinen nachhaltiger werden? Die bauma lieferte Antworten. Wo früher Diesel brummten, summen jetzt immer mehr Elektromobile. Auch Schaeffler verbreitete Aufbruchsstimmung auf der weltweit führenden Messe für Baumaschinen.
© Messe München GmbH

Angesichts von Klimakrise, strengeren Umweltrichtlinien und wachsendem gesellschaftlichem Druck sorgt sich der Bausektor um seinen CO2-Fußabdruck. Schätzungen zufolge ist die Wertschöpfungskette im Bauwesen für etwa 36 Prozent der CO₂-Emissionen innerhalb der EU verantwortlich, global gesehen sprechen die Vereinten Nationen von bis zu 38 Prozent. Der weitaus größte Teil der Treibhausgase entsteht bei der Gewinnung der Baustoffe und während des Betriebs der fertigen Gebäude. Ungeachtet dessen sieht sich die internationale Baumaschinenbranche in der Pflicht, auch während der Bauphase mehr für die Dekarbonisierung zu tun, wie auf deren Weltleitmesse bauma in München deutlich wurde. Außerdem im Fokus: Digitalisierung und Automatisierung. Und das nicht nur um Kosten zu reduzieren und den Fachkräftemangel zu kompensieren, sondern auch aus Gründen der Nachhaltigkeit.

Die Zukunft ist autonom

Wie in der Automobil- und Landwirtschaft geht die Entwicklung auch in der Bauwirtschaft in Richtung Autonomie. Softwareanwendungen wie Flottenmanagementsysteme erleichtern bereits heute die Bedienung von Baumaschinen. Der nächste Schritt sind (teil-)automatisierte oder gar autonome Ladehilfen, Baumaschinen oder Bauroboter.

„Bei der Maschinenbedienung lassen sich bedeutende Potenziale zur CO₂-Einsparung heben. Die Branche setzt zunehmend auf digitale Assistenzsysteme und eine Automatisierung der Abläufe.“

Joachim Schmid, Geschäftsführer im Bereich Baumaschinen und Baustoffanlagen beim Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA)

Die Herausforderungen für Entwicklerinnen und Entwickler von Baumaschinen sind dabei teilweise erheblich komplexer als beispielsweise im Automobilbau. Auf Baustellen gibt es eine Vielzahl von Maschinen, darunter Rüttelplatten, Bagger oder Muldenkipper, die jeweils unterschiedliche Einsatzszenarien abdecken. Jede Baustelle ist einzigartig und die Umgebung verändert sich ständig durch die Witterung, den Baufortschritt, umherlaufende Personen, fahrende Maschinen, neue Materiallieferungen und sich ändernde Lagerplätze. Hinzu kommen extreme klimatische Bedingungen, die von bis zu 60 Grad in den Vereinigten Arabischen Emiraten oder bis zu minus 40 Grad in Kanada reichen, sowie Herausforderungen mit Wüstenstaub, Monsunregen oder extremen Höhenlagen.

Für den Einsatz autonomer Baumaschinen müssten darüber hinaus rechtliche und Sicherheitsaspekte geklärt werden. Alexander Schock-Schmidtke vom Lehrstuhl für Fördertechnik Materialfluss Logistik (fml) an der Technischen Universität München (TUM) betont in einer Pressemitteilung, dass die Rahmenbedingungen für autonome Baumaschinen noch besser erforscht und definiert werden müssen. Es muss geklärt werden, welche Fähigkeiten die Maschinen für welche Anwendungen haben müssen, welche Daten durch die Sensoren erfasst werden können und wie diese Daten gespeichert werden. „Am Ende zählt, was ich aus den Daten an Informationen für die Baustelle, aber auch für die Baumaschine herausholen kann. Auf dieser Basis kann ich dann im nächsten Schritt über weitere Automatisierungsschritte nachdenken“, erklärt Schock-Schmidtke.

Alternative Antriebskonzepte

Neben der Automatisierung spielt in der Baumaschinenentwicklung Nachhaltigkeit eine zentrale Rolle. Der Lehrstuhl fml fand heraus, dass von 27 weltweit untersuchten Baumaschinenherstellern alle batterieelektrische Antriebe anbieten, fünf Hersteller Brennstoffzellen verwenden und vier Hersteller Wasserstoff in Kombination mit Verbrennungsmotoren nutzen. Die Forschenden gehen davon aus, dass die Antriebsart der Zukunft ein Mix aus all diesen Konzepten sein wird.

Auf der bauma schon jetzt nicht zu übersehen: Vollelektrische oder hybride Baumaschinen befinden sich auf dem Vormarsch. Diese sind nicht nur emissionsreduziert oder gar -frei, sondern auch deutlich leiser – ideal für den Einsatz in sensiblen innerstädtischen Bereichen. Interessant dabei ist, dass neben batterieelektrischen Antrieben bei Geräten mit geringen Aktionsradius Varianten mit Starkstromkabeln im Angebot sind. Warum auf teure Akkus setzen, wenn der Strom auch aus der Steckdose kommen kann.

Für große Maschinen mit hohem Aktionsradius und hohem Energiebedarf ist Wasserstoff eine vielversprechende Alternative. Erste Prototypen von Wasserstoffbaggern befinden sich im Testbetrieb (siehe Bildergalerie). Auch der Einsatz von hydriertem Pflanzenöl (HVO) als erneuerbarer Kraftstoff verspricht große Einsparpotenziale an Treibhausgasen, Hersteller gehen von bis zu 90 Prozent aus.

Ebenfalls im Trend: elektrische Linear-Antriebe statt hydraulischer Aktorik. Diese Systeme punkten mit Energieeffizienz und leisem Betrieb. Außerdem sind hier Umweltschäden durch Leckagen ausgeschlossen.

Die stetig wachsende Digitalisierung und Automatisierung trägt ebenso zu einem geringeren CO2-Ausstoß bei. Moderne Telematik-Systeme und Sensorik ermöglichen es, Maschinen präziser zu steuern, weniger Leerläufe zu generieren, den Kraftstoffverbrauch zu senken und den Wartungsbedarf vorherzusagen. Generell gilt: Alle technischen Entwicklungen, die die Effizienz von Baumaschinen erhöhen und die Betriebskosten senken, sind in der Branche willkommen.

Einige Highlights der bauma 2025
  • Der Muldenkipper T 264 von Liebherr – das mutmaßlich größte autonome Elektrofahr ...
    Der Muldenkipper T 264 von Liebherr – das mutmaßlich größte autonome Elektrofahrzeug der Welt, so groß wie ein Einfamilienhaus. 200 Tonnen schwer, kann er bis 240 Tonnen Zuladung transportieren. Der Akku hat eine Kapazität von 3,2 Megawattstunden (MWh). Damit der Monstertruck, der vorwiegend im Bergbau zum Einsatz kommt, nicht ausschließlich an der Steckdose hängt, ist er mit einem Superschnelllader ausgestattet mit einer maximalen Ladeleistung von 6 MW. Damit könne der Akku eines T 264 in einer halben Stunde geladen werden, teilt Liebherr mit. © Messe München GmbH
  • Der PC7000-11E von Komatsu – ein mehr als zehn Meter hoher Großhydraulikbagger, ...
    Der PC7000-11E von Komatsu – ein mehr als zehn Meter hoher Großhydraulikbagger, der seine Energie rein elektrisch über ein Kabel bezieht. Das japanische Unternehmen ließ verlauten, dass sich nicht nur der CO2-Ausstoß verringere, sondern auch Kosteneinsparungen von bis zu 50 Prozent im Vergleich zu konventionellen Dieselantrieben möglich seien. Neben dem Dieselverzicht sind die Gründe dafür weniger Kosten für Ersatzteile, Wartung und Schmierung. © Messe München GmbH
  • Der eArocs 400 von Mercedes – erstmals bringt Daimler Truck eine vollelektrische ...
    Der eArocs 400 von Mercedes – erstmals bringt Daimler Truck eine vollelektrische Variante seines Schwergewichtes auf den Markt, der 2026 mit einem 414-kWh-Akku und bis zu 240 Kilometer Reichweite an den Start gehen soll. Typische Tagesdistanzen im Baustellenverkehr sollen laut Mercedes damit abgedeckt sein. © Messe München GmbH
  • Der Brennstoffzellen-Mobilbagger von Hyundai – eine 15-Tonnen-Maschine, die mit ...
    Der Brennstoffzellen-Mobilbagger von Hyundai – eine 15-Tonnen-Maschine, die mit Wasserstoff betrieben wird und eine Gesamtleistung von 70 bis 100 kW erreicht. Mit einer Tankfüllung ist nach Unternehmensangaben ein Dauerbetrieb von bis zu acht Stunden möglich. Die Betankung des Brennstoffzellensystems soll nur 10 bis 20 Minuten dauern. © Hyundai
Schaeffler auf der bauma

Schaeffler hat auf der bauma 2025 in München gezeigt, wie technologische Innovationen und Optimierungen dazu beitragen, die Baumaschinenbranche nachhaltiger und effizienter zu gestalten. Neben der Elektrifizierung von Fahrantrieben und Arbeitsfunktionen setzt die Motion Technology Company auf den konsequenten Einsatz von reibungsoptimierten Wälzlagern und Sensoren. Ziel ist es, die Effizienz von Baumaschinen weiter zu erhöhen und die TCO (Total Cost of Ownership) zu reduzieren.

„tomorrow" zeigt Innovationen, die Schaeffler auf der bauma präsentiert hat.

Vom Brummi zum Summi
Das Portfolio an Elektromotoren von Schaeffler deckt alle gängigen Spannungsbereiche bis 800 Volt ab. Speziell für den Baumaschinen-Sektor bietet Schaeffler Elektroantriebe mit einer maximalen Dauerleistung von 300 kW an. Hier zu sehen: ein ölgekühlter 800V-Heavy-Duty-E-Motor.© Schaeffler
Vom Brummi zum Summi
Spezielle Aktuatoren mit Nennkräften von bis zu 150 kN wurden speziell für den Einsatz in Baumaschinen entwickelt, insbesondere für kleine Bagger, Radlader oder Muldenkipper. Zu den typischen Anwendungen zählen die Signallichtverstellung, die ergonomische Anpassung der Sitzhöhe und -position, das sichere Öffnen und Schließen schwerer Abdeckungen und Motorhauben, die Dachhöhenverstellung offener Maschinen, das Schwenken von Kabinen und das Heben von Auslegern.© Schaeffler
Vom Brummi zum Summi
Diese Drehmomentmessmodule basieren auf einer bewährten und berührungslosen Sensortechnologie. Die erfassten Daten des Moduls können über eine Schnittstelle zum Beispiel für eine optimierte Steuerung der Arbeitsfunktionen, für Sicherheitsfunktionen und für eine bedarfsgerechte Wartung genutzt werden. Das Monitoring des Drehmoments erlaubt eine Bewertung der kumulierten Betriebslast und nicht nur eine Aufzeichnung der Betriebsstunden des betreffenden Antriebsstrangs.© Schaeffler
Vom Brummi zum Summi
Während klassische Kegelrollenlager schon reibungsarm sind, bieten Kegelrollenlager in X-Life-Qualität eine weitere Steigerung der Energieeffizienz und Belastbarkeit. Die Bordkontakte der Kegelrollenlager wurden optimiert, die Oberflächenstruktur, Maß- und Laufgenauigkeit sowie die Materialqualität wurden erheblich verbessert. Ergebnis ist die Steigerung der dynamischen Tragzahlen um bis zu 25 Prozent, was mit einer Verdoppelung der Lebensdauer einhergeht.© Schaeffler

Ausführlichere Informationen, wie Schaeffler Elektrifizierung und Nachhaltigkeit in der Baumaschinenbranche vorantreibt, finden Interessierte unter diesem Link.