Neuer Tech-Leuchtturm

Von Björn Carstens
Mit dem neuen Technologiezentrum verfügt Schaeffler über eine hochmoderne Wissensschmiede für materialbasierte Produkte. Was für Tech-Highlights stecken in dem Gebäude, woran wird geforscht, was schätzen Kunden und Mitarbeitende – „tomorrow“ liefert Fakten.
© Schaeffler/Daniel Karmann
Das passiert im neuen Technologiezentrum

Im neuen Technologiezentrum, eingebettet in den Stammsitz in Herzogenaurach, bündelt Schaeffler sein Entwicklungs-Know-how für materialbasierte und durch den Werkstoff definierte Produkte. Dabei im Fokus: Zukunftsfelder wie E-Mobilität, Nano- und Batterietechnologie sowie Wasserstoff.

„Wir setzen Standards in der Analytik, in der Entwicklung und fördern die Zusammenarbeit zwischen den Abteilungen aller Funktionen und Divisionen. Das macht die Arbeitsabläufe effizienter und den Erfahrungsaustausch einfacher“, unterstreicht Tim Hosenfeldt, Leiter Zentrale Technologie bei Schaeffler. Das Serviceangebot des Hightech-Laborgebäudes umfasst die Entwicklung materialbasierter Produkte – beispielsweise reibungsarme, robuste und langlebige Lagerlösungen – sowie eine ganzheitliche und präzise Analyse von mechanischen, elektrischen, mechatronischen, chemischen und physikalischen Eigenschaften der jeweiligen Materialien. „Wir testen darüber hinaus auch Systemzuverlässigkeiten und liefern Lösungen zur Methodenentwicklung“, ergänzt Hausherr Hosenfeldt.

Und all das nicht nur für die hauseigene Forschung, sondern auch für externe Kunden. „Nun kommen die Kunden direkt zu uns ins Technologiezentrum, um gemeinsame Lösungen zu entwickeln, zum Beispiel durch unsere ganzheitliche Expertise hinsichtlich elektrochemischer Zellen“, berichtet Hosenfeldt.

Ein konkretes Beispiel, was gegenwärtig im Technologiezentrum passiert: Funktionsübergreifende Forschungsteams arbeiten an optimalen Beschichtungen für Solid-State-Batterien, sprich Feststoffbatterien für die künftige Generation von E-Autos, die mehr Reichweite, mehr Sicherheit und eine schnellere Ladegeschwindigkeit versprechen.

Neuer Tech-Leuchtturm
Prof. Dr. Tim Hosenfeldt (re.), Leiter Zentrale Technologie bei Schaeffler, zeigt die High-Tech-Ausstattung in einem der insgesamt 15 Labore. Neben ihm steht Sven Brandt, der als Manager für Innovationsprojekte ebenfalls bei der Planung des Gebäudes verantwortlich im Boot saß © Schaeffler/Thomas Welker
Zahlen, Daten, Fakten
  • 15 Labore
    in den Bereichen Mess-, Prüf- und Kalibriertechnik sowie Werkstoff-, Chemie-, Beschichtungs- und Nanotechnologien beheimatet das neue Technologiezentrum. Acht bestehende Labore am Standort Herzogenaurach wurden unter einem Dach zusammengeführt.
  • 18.260 Quadratmeter
    beträgt die Bruttogrundfläche des Technologiezentrums.
  • 29 Säulen
    sorgen dafür, dass alle Messungen in den Laboren absolut erschütterungsfrei erfolgen können.
  • 340 Mitarbeitende
    sind im neuen Technologiezentrum beschäftigt, der Frauenanteil beträgt rund 22 Prozent. Tim Hosenfeldt: „Vielfalt ist für Innovation von entscheidender Bedeutung. 22 Prozent ist für die Branche der Ingenieurwissenschaften ein guter Wert.“
  • 90 Mio. Euro
    hat Schaeffler in den Bau des Technologiezentrums investiert, der von der Grundsteinlegung bis zur Eröffnung zwei Jahre und fünf Monate gedauert hat. Sowohl der Zeit- als auch der Kostenplan wurden laut Hosenfeldt eingehalten.
Neuer Tech-Leuchtturm
Prof. Dr. Tim Hosenfeldt, Leiter Zentrale Technologie bei Schaeffler
© Schaeffler/Daniel Karmann

„Das Technologiezentrum ist komplett erschütterungsfrei und erfüllt sämtliche Sicherheitsstandards für den Umgang mit Aktiv- und Reaktivmaterialien inklusive Explosionsschutz.“

Das sind die Tech-Highlights
  • Das neue Technologiezentrum von Schaeffler wurde komplett schwingungsfrei errichtet. Dadurch können Forschende in Herzogenaurach die Vergrößerung unter dem Mikroskop von 3.000-fach auf 50.000-fach erhöhen – bei gleicher technischer Ausstattung. Hosenfeldt: „Wir haben die Forschungsqualität in diesem Bereich um ein Vielfaches verbessert, ohne neue Geräte kaufen zu müssen", freut sich Hosenfeldt. Ebenso wichtig wie ein scharfer Blick für die Materialforschung ist eine hochreine Umgebung. Die Lüftungsanlage der Labore arbeitet daher mit laminaren, also unverwirbelten Luftströmungen.
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Bis zu 50.000-fache Vergrößerungen sind dank der schwingungsfreien Umgebung mit einem Hightech-Mikroskop möglich© Schaeffler/Daniel Karmann
  • Neu eingerichtet wurde ein sogenanntes EMV-Labor. Dort testet Schaeffler die elektromagnetische Verträglichkeit elektronischer Bauteile, beispielsweise die Leistungselektronik für elektrische Antriebe. Hosenfeldt: „Die Tests sind entscheidend für die E-Mobilität und auch Robotik, da sie dazu beitragen, Produkte sicherer und widerstandsfähiger gegenüber elektromagnetischen Störeinflüssen zu machen. Dies gewinnt aktuell beim immer häufiger genutzten Spannungsanstieg von 400 auf 800 Volt an Relevanz.“
  • So smart wie die Technologien, die dort entwickelt werden, ist auch das Gebäude selbst, das den höchsten Anforderungen im Bereich Nachhaltigkeit entspricht. So wird zum Beispiel Abwärme aus der Fertigung zum Heizen genutzt. Die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) hat das Laborgebäude mit dem Gold-Standard zertifiziert.
  • Neu ist ebenfalls ein Labor für Nanotechnologie, in dem Schaeffler Katalysatoren für elektrochemische Zellen entwickelt.
Know-how aus einer Hand, an einem Ort

„Für alle acht Motion-Technology-Produktfamilien von Schaeffler stehen materialbasierte und werkstoffdefinierte Forschungen im Fokus“, sagt Tim Hosenfeldt. „Durch das neue Technologiezentrum können wir jetzt umfangreiche Services anbieten – ganzheitlich und in alle Richtungen, von der Empfehlung über die Herstellung bis hin zur Auswertung. Wir bieten unsere über Jahre aufgebauten Entwicklungskompetenzen nun gebündelt an einem Ort aus einer Hand an. Unsere internen und externen Ansprechpartner brauchen ihr Produkt nicht mehr zu verschiedenen Laboren zu bringen und müssen auch nicht mehr einzelne Berichte zusammenführen. Deswegen sprechen wir auch von einem One-Stop-Service, der die Innovationskraft stärkt und beschleunigt.“

Effektives Arbeiten dank kurzer Wege

Die gesamte Bürofläche wurde nach dem Konzept „New Work“ eingerichtet und schafft so eine Arbeitsumgebung, die Kollaboration und interdisziplinäre Teamarbeit fördert. Obwohl das Gebäude wie eingangs beschrieben im Kern ein Labor ist, soll es auch ein Ort der Zusammenkunft sein, an dem abteilungsübergreifend zusammengearbeitet wird. Motto: effektives Arbeiten dank kurzer Wege.

  • Das neue Technologiezentrum, eingebettet in den Stammsitz von Schaeffler in Herz ...
    Das neue Technologiezentrum, eingebettet in den Stammsitz von Schaeffler in Herzogenaurach © Schaeffler
  • Das Technologiezentrum ist ein Ort der Begegnung und der Kommunikation
    Das Technologiezentrum ist ein Ort der Begegnung und der Kommunikation © Schaeffler/Daniel Karmann
  • Treppe und Tribüne zugleich
    Treppe und Tribüne zugleich © Schaeffler/Daniel Karmann
  • Offene, lichtdurchflutete Architektur
    Offene, lichtdurchflutete Architektur © Schaeffler/Daniel Karmann
  • 15 Labore mit hochmoderner Hightech-Ausstattung
    15 Labore mit hochmoderner Hightech-Ausstattung © Schaeffler/Daniel Karmann


  • © Schaeffler/Daniel Karmann


  • © Schaeffler/Daniel Karmann
Mehr Digitalisierung, mehr Qualität

Dank der Implementierung eines digitalen Planungs- und Logistiksystems verbessern sich Leistung und Qualität signifikant. Tim Hosenfeldt erläutert: „Das System speist Daten direkt in die Schaeffler-Datenplattform ein, das sogenannte Labor-Informations- und Management-System. Dadurch entsteht ein Kundenerlebnis in Echtzeit, alle F&E-Labore sind miteinander vernetzt. Automatisierte Analysen und der Einsatz von künstlicher Intelligenz erhöhen unsere Effizienz und die Genauigkeit. Außerdem bietet KI mehr Möglichkeiten bei der Gestaltung von Materialien und Produkten, wie beispielsweise durch das Tool PolyAssist, um Entwicklungsprozesse zu optimieren."