Dieser Mann liebt Herausforderungen
Bloß nicht umdrehen, nicht hochschauen und schon gar nicht die Schutzbrille entfernen: Der strahlende Sonnenschein täuscht eine Wärme vor, von der Christian Schuster in diesem Moment nur träumen kann. Bei minus 20 Grad und beißendem Küstenwind hockt der 33 Jahre alte Techniker auf einem einfamilienhaushohen Gerüst in der finnischen Hafenstadt Pori, etwa drei Autostunden nordwestlich von Helsinki. Sein Auftrag: die Hauptlager der beiden Trommeln eines Rohrverlegeschiffs auswechseln. Jedes Lager hat einen Außendurchmesser von 1,75 Metern und wiegt sechs Tonnen, schließlich wird es besonderen Kräften ausgesetzt. Denn auf den Rollen werden mehrere Kilometer bereits an Land zusammengeschweißtes Rohr beispielsweise für Ölpipelines aufgewickelt. Das Auswechseln ist kein leichter Job, bei dem Schuster und seine Crew die Pendelrollenlager millimetergenau in das ebenfalls tonnenschwere Gehäuse bringen müssen.
Ein großartiges Team, auf das Schaeffler stolz ist
Christian Schuster ist einer von sieben Mitarbeitern des Schaeffler-Montageservice. Sie sind die Männer für besondere Herausforderungen. Egal ob Wartung, Reparatur oder Austausch, egal ob im Stahlwerk, bei der Deutschen Bahn oder in einer Mine, egal ob in Saudi-Arabien, den USA, mitten auf der Nordsee oder eben im Eiskeller Pori – Schuster und seine Kollegen werden immer dann gerufen, wenn es um Präzisionsarbeiten bei gigantischen Hightech-Bauteilen geht. „Ein großartiges Team, auf das Schaeffler stolz ist“, so Andreas Krieg, der Leiter des Montageservice.
Wartung & Service weltweit
Speziallager von Schaeffler kommen rund um den Globus zum Einsatz. Monteure des Schaeffler-Kundenservice übernehmen alle nötigen Wartungs- und Reparaturarbeiten. Hier ein paar Beispiele.
Neben der eigentlichen Arbeit sind die Gegebenheiten am Montageort in der Regel eine weitere Herausforderung. Denn trotz aller Vorabsprachen ist die Situation vor Ort immer wieder anders. Nur eine Konstante gibt es immer: den Fertigstellungstermin. Das definierte Zeitfenster muss von den Schaeffler-Monteuren unbedingt eingehalten werden. „Trotz enger Zeitvorgaben müssen wir millimetergenau arbeiten“, erklärt Montageprofi Schuster. „Einfach rein und fertig – das funktioniert mit unseren Präzisionsbauteilen nun mal nicht. Da wäre der nächste Schaden vorprogrammiert.“
Eine Woche dauert das Abarbeiten so eines Spezialauftrags im Schnitt vor Ort. Dazu die ganzen Vorarbeiten wie die Auswahl des erforderlichen externen Montagepersonals, die Spezifikation des Bauteils, das Organisieren der Ausrüstung und des Werkzeugs. Natürlich reizt auch das fremde Land mit seiner eigenen Kultur und den verschiedenen Menschen. „Ja, das ist jedes Mal sehr spannend. Auch wenn viele unserer Projekte vom Timing her kaum Zeit für Land und Leute übrig lassen“, erklärt Schuster. Aber immerhin ermöglicht die Zusammenarbeit mit den einheimischen Kollegen vor Ort einen kleinen Einblick. „Und manchmal geht der Auftrag auch über ein Wochenende, an dem vielleicht nicht ganz so lang gearbeitet wird“, freut sich der zweifache Familienvater, der schon während der Ausbildung bei Schaeffler zum Industriemechaniker „unbedingt mit dem Endprodukt Wälzlager arbeiten“ wollte.
Speziallager mit 2,62 Meter Durchmesser
Seit 2007 ist Christian Schuster Montagespezialist für besondere Fälle. Gerade erst hat er – wie auf dem Aufmacherfoto und dem Bild unten zu sehen – die Pendelrollenlager der Stauwehranlage im niederländischen Hagestein ausgetauscht. Sie sitzen an der Seilwinde, die die zwei je 270 Tonnen schweren Wehrtore hochziehen. Mit dem Wehr wird seit 1958 der Wasserstand des Lek geregelt und somit die Schifffahrt gesichert.
Noch mehr Gewicht müssen die beiden Pendelrollenlager in Londons rotierendem Wahrzeichen tragen, dem „London Eye“. Das mit 135 Meter Höhe größte Riesenrad Europas wiegt 2.100 Tonnen. Dessen Nabe ruht in Speziallagern mit einem Außendurchmesser von über 2,62 Metern. Beide Lager haben eine kalkulierte Lebensdauer von mehr als 50 Jahren. Jedes Jahr ist eine Revision nötig. Die letzte hat Großlager-Experte Christian Schuster gerade erledigt.
Schwindelfreiheit ist dazu eine der Voraussetzungen, die Schuster neben seiner Qualifikation als Industriemechaniker erfüllen muss. „Dazu kommen Trainings zur Höhentauglichkeit und Höhenrettung sowie ein Helicopter-Underwater-Escape-Training für Einsätze an Offshore-Windkraftanlagen oder Öl- und Gasförderplattformen“, erklärt der Schaeffler-Mitarbeiter.
Wie kommt man zu so einem Job?
Klingt hart. Also doch kein Traumjob? „Doch! Und zum Glück akzeptiert meine Familie meine ständige Abwesenheit“, sagt Christian Schuster. Bereits während der Ausbildung zum Industriemechaniker bei Schaeffler hat er den Montageservice kennengelernt und ist schließlich von einem damaligen Ausbildungskollegen angesprochen worden: „Das ist doch genau das Richtige für dich! Du liebst doch Herausforderungen.“