Spielverderber gesucht
In der dämmrigen Tiefe eines Schiffskolosses – dort, wo tonnenschwere Maschinen rotieren und eine klaustrophobische Enge herrscht – zwängen sich wagemutige Techniker durch ein Labyrinth von Rohren und Ventilen, um mit ihren endoskopischen Augen das zu entdecken, was sonst verborgen bliebe. Ihre Aufgabe: Licht ins Lager zu bringen, um dem Kunden Zehntausende Euro zu sparen. Sie wollen mit ihrer Expertise einen ungeplanten Maschinenausfall verhindern. Proaktive Instandhaltung heißt das Stichwort.
Condition Monitoring ist für viele Schiffseigner das Instrument der Wahl. Verschiedene Sensoren von Schaeffler überwachen ganze Aggregate oder einzelne Bauteile direkt an der Maschine. Algorithmen werten anschließend in Echtzeit Daten aus, treffen eine Aussage zum Zustand und geben sofort eine Alarmmeldung ab, wenn sich ein „Spielverderber“ eingeschlichen hat.
„Mit unseren Sensoren erhalten wir regelmäßig ein exaktes Lagebild über das Schwingungsverhalten. Anhand automatisch berechneter Parameter können wir überprüfen, ob die Anlage einwandfrei läuft. Wir messen praktisch den Klang der Maschine. In den Signalen, die uns der Sensor liefert, sind Informationen in Form von unzähligen Frequenzen enthalten, die wir dann in einem Frequenzspektrum sichtbar machen“, erläutert Harald Reiners, ausgebildeter Elektroniker und seit etlichen Jahren Leiter des Condition Monitoring Service von Schaeffler in Deutschland.
Service für 100 Ozeanriesen
Reiners’ Arbeitsplatz ist ein Kontrollzentrum in Herzogenrath in der Nähe von Aachen. Von hier aus betreibt er mit einem zehnköpfigen Team die Fernüberwachung. Remote Monitoring ist das eine Geschäftsfeld, mit zig Kunden bestehen darüber hinaus Serviceverträge für die Vor-Ort-Analyse. Als zusätzlichen Service zweimal pro Jahr, um die Sicherheit zu erhöhen. Reiners: „Die visuelle Inspektion ist wichtig, sofern die ersten Auffälligkeiten in den Schwingungsdaten sichtbar sind. So kann der Schadensfortschritt deutlich besser beobachtet werden.“ Rund 100 dicken Ozeanriesen rund um den Erdball statten Schaeffler-Mitarbeitende aus Deutschland regelmäßig Besuche ab: egal ob Gastanker, Containerfrachter oder auch Kreuzfahrtschiff.
„Wir wollen den Betreibern die Sorge um ihre Maschinen abnehmen, damit sie sich um ihr eigentliches Produkt kümmern können.“
„Man muss sich das wirklich so vorstellen: Die Techniker werden teilweise mit einem Tenderboot zum Schiff gebracht und klettern an einer Strickleiter die Bordwand hoch“, erzählt Reiners. Bevor ein Techniker ins Schiffsinnere hinabsteigt, werden der zu überprüfende Antrieb isoliert, das Öl aus den Lagern abgepumpt und die Öffnungen aufgeschraubt. Reiners: „Dann gehen wir mit dem Endoskop hinein.“ Sechs Millimeter beträgt der Durchmesser der Minikamera. Die Foto- und Videodateien ermöglichen eine präzise Analyse der am wenigsten zugänglichen Bereiche der Maschine, ohne dass mechanische Teile demontiert werden müssen. „Wir fahren mit dem Endoskop durch das ganze Lager, begutachten alle Ecken und Taschen. Im Prinzip läuft das wie bei einer Darmspiegelung ab. Es ist ein sehr ähnliches Gerät“, erklärt Reiners.
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Schiffsantriebe, Papierwerke, Windkraftanlagen, Zementfabriken sowie Kaltwalzbänder in Stahlwerken gehören zum Monitoring-Netzwerk von Schaeffler.
Rundum-Service von Schaeffler
All die Lager in den Schiffsantrieben werden von Schaeffler in Herzogenrath fernüberwacht. Reiners: „Wir schreiben monatlich für jedes Schiff einen Bericht über den Schwingungszustand, zusätzlich besuchen wir alle sechs Monate die Schiffe und erstellen zusätzlich einen Endoskopie-Bericht mit konkreten Handlungsempfehlungen.“ Im Extremfall wäre das der Lagertausch. Dann muss eine Werftzeit in einem Trockendock geplant werden. Wie gut, dass Schaeffler den Rundum-Service bietet – nicht nur die Wälzlager, sondern auch den passenden Condition-Monitoring-Service. Alles aus einer Hand.