Rundum Grün
Die Quellen des Guten
Mittlerweile gibt es kaum ein Land, in dem der Ausbau erneuerbarer Energien nicht vorangetrieben wird. Das zeigt Wirkung: Zwischen 2014 und 2020 hat sich die weltweit installierte Windenergieleistung laut WWF verdoppelt, die der Photovoltaik nahezu vervierfacht. 2020 flossen 70 Prozent der Neuinvestitionen in Anlagen zur Stromerzeugung in solche aus erneuerbaren Energien. Das fossile Zeitalter ist noch nicht zu Ende, aber die Zeichen deuten eindeutig auf Abschied. Unternehmen rund um den Erdball haben das längst erkannt – und das nicht nur, um ihr Image aufzupolieren. Zahlreiche Autobauer setzen auf grüne, mit Ökostrom betriebene Fabriken. Das Automobilwerk von Volvo im chinesischen Chengdu zum Beispiel wird zu 100 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben. BMW deckt seinen weltweiten Bedarf sogar schon zu 100 Prozent aus Ökostrom, bei Schaeffler beziehen seit 2021 alle europäischen Produktionsstandorte ihren zugekauften Strom zu 100 Prozent aus erneuerbaren Quellen. Bis 2024 soll das für alle Produktionsstandorte weltweit gelten. Auch die Tech-Giganten dieser Welt machen sich auf denselben Weg. Immer mehr Unternehmen aus dem Silicon Valley schließen dafür sogenannte Direktstromlieferverträge ab, auch Power Purchase Agreements (PPA) genannt, also eine langfristige Abnahme des Ökostroms zu einem vereinbarten Festpreis. Für die erneuerbaren Energiequellen sind PPAs der Weg in die lang ersehnte Wirtschaftlichkeit, für Konzerne wie Amazon sind sie der Weg zu einem grünen Gewissen. Und was machen eigentlich die großen Öl-Riesen angesichts der Entwicklungen? Auch sie denken um. BP will die Investitionen in erneuerbare Energien bis 2030 auf jährlich fünf Milliarden Dollar steigern und die Erzeugung erneuerbarer Energien auf 50 GW erhöhen. Die Produktion von Öl soll dagegen in den nächsten zehn Jahren um 40 Prozent sinken.
Klaus Rosenfeld, Vorsitzender des Vorstands bei Schaeffler: „Bis 2040 wollen wir zu einem klimaneutralen Unternehmen werden. Das gilt sowohl für die Reduzierung der in unserer Lieferkette entstehenden Emissionen als auch für den von uns zugekauften Strom aus regenerativer Erzeugung. So bezieht Schaeffler an den Produktionsstandorten in Europa seit 2021 zu 100 Prozent Strom aus regenerativen Quellen. Im Rahmen unseres Energieeffizienzprogramms haben wir seit 2020 mehr als 200 Maßnahmen umgesetzt, die ab 2022 zu kumulierten jährlichen Einsparungen von rund 47 Gigawattstunden führen werden. Diese Energiemenge entspricht in etwa dem jährlichen Strombedarf von 15.000 Zweipersonenhaushalten in Deutschland."
Hier wird der Grünstrom selbst erzeugt
Mit dem neuen Werk für E-Mobilität im ungarischen Szombathely hat Schaeffler einen Meilenstein für eine zukunftsfähige und nachhaltige Fertigung erreicht.
- CO₂-neutrale Produktion auf 15.000 Quadratmeter
- Bezug von Sonnenenergie führt zu jährlichen Einsparungen bei Vollbetrieb des Werks von etwa 2.700 Tonnen CO₂
- Eigene Photovoltaikanlage auf Fabrikdach verringert CO₂-Ausstoß um 179 Tonnen pro Jahr
- Wiederverwendung aufbereiteter Abwässer
- Regenrückhaltebecken bewässert Grün- und Außenanlagen
- Hohe Energieeffizienz durch Wärmepumpen und Wärmerückgewinnung sowie ein intelligentes Heiz- und Kühlmanagement
- Geringer Stromverbrauch durch eine intelligent abgestimmte LED-Beleuchtung
Starkes Klima-Engagement der Schaeffler-Mitarbeitenden
Wer, wo und wie viel?
Grüne Lieferketten sind ein komplexes Thema angesichts weltweiter, ineinander verzahnter Wertschöpfungsnetze. Denn was nützen grüne Fabriken in ökooptimierten, hoch entwickelten Volkswirtschaften dem Klima, wenn die zugelieferten Teile anderswo mit Braunkohlestrom gefertigt werden? CO2-Emissionen entstehen in allen der Produktion vor- und nachgelagerten Bereichen. Fachleute teilen diese in Scopes ein: Scope 1 umfasst die direkten Emissionen aus den Aktivitäten eines Unternehmens, Scope 2 hingegen die indirekten Emissionen, die bei der Erzeugung der vom Unternehmen genutzten Energien anfallen (zum Beispiel bei der Entstehung von Kohlekraftwerken), Scope 3 schließt alle weiteren Emissionen der vor- und nachgelagerten Lieferketten ein. Laut der Studie „Net-Zero Challenge: The supply chain opportunity“ der Boston Consulting Group und des Weltwirtschaftsforums liegen je nach Sektor rund 80 Prozent der CO2-Emissionen in der Verantwortung der Lieferketten, also bei Scope 3. In der Automobilbranche sind es sogar 87 Prozent. Das Einsparpotenzial in dem Bereich ist also immens hoch. Da Klimaschutz zusehends ganzheitlich gedacht wird, steigt der Druck auf Zulieferer entlang der Lieferketten. Nachhaltigkeits- und Complianceratings werden beim Einkauf ebenso wichtige Auswahlkriterien wie Preis oder Qualität. Wenn eine verpflichtende bilanzielle CO2-Reduzierung oder gar -Neutralität zur Maßgabe wird, könnte sich die Auswahl möglicher Zulieferer drastisch reduzieren. Aber so gut wie alle Protagonisten eint dasselbe Problem: valide Daten zu bekommen, um zu wissen, wie viel CO2 in welchem Bauteil steckt. Auf der jüngsten Weltklimakonferenz hat das offene Netzwerk Catena-X (früher Automotive Alliance) vorgestellt, wie ein solcher Datenaustausch funktionieren kann. Schon bald könnten Hersteller auf Knopfdruck nicht nur die Kosten einer Schraube ermitteln, sondern auch den CO2-Ausstoß, der im Lebenszyklus dieses Teils verursacht wird.
Achim Döll, Einkauf & Lieferantenmanagement Nachhaltigkeit bei Schaeffler: „Schon in den 1980er Jahren waren die ökologischen Folgen unseres Handelns und die daraus resultierenden Auswirkungen auf unseren Planeten bekannt. Der sich daraus ergebene Handlungsdruck in puncto nachhaltiges Wirtschaften über sämtliche Wertschöpfungsketten hinweg wurde jedoch nicht erkannt bzw. akut wahrgenommen. Der beste Zeitpunkt, Maßnahmen zu ergreifen, wäre also vor 40 Jahren gewesen, der zweitbeste ist jetzt – die Herausforderung umso größer. Über die bereits in der Lieferkette identifizierten Emissions-Hotspots mit dem Bezug von Stahl, Aluminium und Kunststoffen hinausgehend, müssen Lieferanten aus allen Warengruppen zur CO2-Reduzierung beitragen. Um das zu unterstreichen, werden die CO2-Emissionen in unseren Vergaberichtlinien aufgenommen. Basis dafür müssen zuverlässige CO2-Daten und -kalkulationen unserer Lieferanten sein, die wir einfordern. Damit sind wir in der Lage, den CO2-Einfluss unserer Wertschöpfungsketten zu quantifizieren und zu steuern. Darüber hinaus fordern wir unsere Lieferanten bereits jetzt auf, Maßnahmen zur CO2-Reduktionzu implementieren und entsprechende Daten zur Verfügung zu stellen. Die Übermittlung valider CO2-Daten wird zudem schon jetzt in unseren Beschaffungsentscheidungen berücksichtigt. Das ist der Dreh- und Angelpunkt und die Erwartung unserer Kunden sowie unser eigener Anspruch. Eine erfolgreiche Transformation zu mehr Nachhaltigkeit kann nur durch partnerschaftliche Zusammenarbeit über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg gelingen."
2040 ...
... hat sich Schaeffler als Zieljahr gesetzt, bis zu dem das Unternehmen entlang seiner gesamten Lieferkette (Scope 1 bis 3 upstream) klimaneutral wirtschaften will. Bereits bis 2030 soll dieses Ziel in allen eigenen Produktionsstätten umgesetzt sein (Scope 1 und 2). Schon bis 2025 sollen drei Viertel der eigenen Produktionsemissionen und bis 2030 die in der Lieferkette entstehenden Emissionen der Vorprodukte und Rohstoffe um 25 Prozent reduziert werden.
Wiederholung erwünscht
Die Zukunft gehört der Kreislaufwirtschaft. Dafür gibt es gute Gründe. Das Wachstum der Weltwirtschaft hat in den letzten 50 Jahren zu einer massiven Zunahme des globalen Rohstoffverbrauchs von 25 auf über 100 Milliarden Tonnen im Jahr geführt. Allein diese Zahl macht vor dem Hintergrund des Klimawandels deutlich, dass die Zeiten des maßlosen Verbrauchs vorbei sind. Schon vor der Produktion muss klar sein, was nach Ablauf der Lebenszeit mit dem Produkt passieren soll, außer es einfach auf der Müllhalde zu entsorgen. Es geschieht zwar schon etwas in puncto Kreislaufwirtschaft, die in den vergangenen Jahren schneller als der Weltmarkt insgesamt gewachsen ist, dennoch liegt noch ein gewaltiges Potenzial brach. Laut dem „Circularity Gap Report“ wurden 2021 nur 8,6 Prozent der weltweit verbrauchten Materialien als Sekundärrohstoffe wiederverwertet. Dass deutlich mehr geht, wollen die Niederlande beweisen. Das Königreich, immerhin auf Platz elf im Staatenranking nach Pro-Kopf-BIP, will seine Wirtschaft bis 2050 komplett auf wiederverwertbare Materialien umstellen. Ein gutes Beispiel, dass auch komplexe Produkte auf Basis der Kreislaufwirtschaft entstehen können, präsentierte unlängst Autobauer BMW: Das Konzeptfahrzeug iVision Circular wurde zu 100 Prozent aus Altmaterial und nachwachsenden Rohstoffen hergestellt. Und der schwedische Batteriehersteller Northvolt entwickelt ein Recyclingverfahren für Antriebsbatterien, bei dem nach Angaben des Unternehmens bis zu 95 Prozent der in einer Batterie enthaltenen Metalle (Nickel, Mangan, Kobalt und Lithium) in einem Reinheitsgrad zurückgewonnen werden können, der dem von Neumaterial gleichkommt. Zahlen einer Studie des Fraunhofer-Instituts für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik im Auftrag der Firma Alba, eines der zehn weltweit führenden Recyclingunternehmen, verdeutlichen, welche positiven Folgen stimmiges Recycling für die Umwelt haben kann. Durch die Kreislaufführung von 4,8 Millionen Tonnen Wertstoffen im Jahr 2020 sparte Alba rund 3,5 Millionen Tonnen klimaschädliche Treibhausgase (immerhin das klimaverträgliche Jahresbudget von 1,5 Millionen Menschen) und 28,8 Millionen Tonnen Rohstoffe wie Rohöl oder Eisenerz ein.
Michael Lehanka, Spezialist Nachhaltigkeitsstrategie & Projekte bei Schaeffler: „Instrumente der Kreislaufwirtschaft bieten Schaeffler Möglichkeiten, eine nachhaltige und zukunftsfähige Transformation auch im Sinne eines aktiven Klimaschutzes zu unterstützen. Mit der seit vielen Jahren praktizierten Überholung und Aufarbeitung von Lagern im Industriebereich hat Schaeffler schon vor einigen Jahren ein Geschäftsfeld erschlossen, das stetig ausgebaut wird. Der 100-Prozent-Return-Service für Radsatzlager wurde 2021 mit dem Railsponsible Supplier Award in der Kategorie ,Klimawandel und Kreislaufwirtschaft‘ ausgezeichnet. Kreislaufwirtschaft gewinnt bei Schaeffler aber auch in anderen Bereichen deutlich an Bedeutung: Zum Beispiel minimiert Schaeffler bei den Themen Sekundärmaterialien, kreislauffähiges Design und Refurbishing/Remanufacturing Risiken auf der Versorgungsseite und erschließt darüber hinaus neue Geschäftsfelder oder erweitert bestehende. Im Hinblick auf steigende Ressourcenbedarfe und zunehmende rechtliche Rahmenbedingungen verfolgt Schaeffler das Ziel, die Kreislaufwirtschaft mit starken Partnerschaften voranzutreiben.“
Weltwerkstoff
Eine moderne Welt ohne Stahl? Kaum vorstellbar. Allein im Jahr 2021 wurden weltweit fast 1,9 Milliarden Tonnen Stahl neu produziert. Genug, um 260.000 Eiffeltürme in den Himmel wachsen zu lassen. Das große Problem: Auch wenn sich der Energiebedarf bei der Produktion in den vergangenen 50 Jahren halbiert hat, werden immer noch pro Tonne produzierten Stahls zwei Tonnen CO2 emittiert. Insgesamt sind Eisen- und Stahlproduktion aktuell für elf Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich. Das muss und soll sich ändern: Das Pariser Klimaabkommen sieht eine Senkung der sektorbezogenen CO2 -Emissionen bis 2050 um 80 Prozent im Vergleich zu 1990 vor. Gleichzeitig gehen Experten davon aus, dass der globale Stahlbedarf bis 2050 noch um 60 Prozent steigen wird. Die Emissionsziele sind also mehr als ambitioniert und können nur erreicht werden, wenn sich Grundsätzliches in den stählernen Produktionsprozessen ändert. Fest steht bereits: Die eine Lösung wird es nicht geben, es bedarf der Kombination neuer Ideen, um die Mammutaufgabe zu stemmen. Relevante Vorstöße gibt es in den Bereichen CO2-Speicherung und -Nutzung, bei der Nutzung von Biomasse, Elektrolyse oder Wasserstoff beim Sauerstoffreduktionsprozess des Eisenerzes, beim Wechsel zu nachhaltigen Energien für die Prozesswärme oder auch beim stetigen Ausbau der schon hohen Recyclingquote. Das schwedische Start-up H2 Green Steel (H2GS) will bis 2025 auf der grünen Wiese im Norden des Landes ein komplett neues Stahlwerk errichten – das erste in Europa seit rund 40 Jahren –, in dem viele Ideen für die Herstellung „grünen“ Stahls umgesetzt werden, inklusive vernetzter und digitaler Fertigung. Vor allem will H2GS völlig auf fossile Quellen verzichten. Stattdessen setzt das junge Unternehmen auf Wind- und Wasserkraft – beides in Nordschweden reichlich verfügbar –, um Strom und Wasserstoff für die Stahlproduktion zu erzeugen. Der Plan: Bis 2030 will H2GS jährlich fünf Millionen Tonnen nahezu CO2 -neutralen Stahls produzieren. Abnehmer sind verschiedene Automobilhersteller und weitere Konzerne aus dem Automotive-Umfeld, auch der Schaeffler-Konzern. Neben Newcomern wie H2GS haben auch etablierte Konzerne wie die deutschen Riesen Salzgitter und Thyssenkrupp oder auch Weltmarktführer ArcelorMittal Pionier-Projekte für die Transformation hin zum grünen Stahl auf den Weg gebracht. Nicht zuletzt, weil die Kunden grünen Stahl einfordern, um ihre eigenen Produkte dekarbonisieren zu können.
Martin Santer, Leiter Einkauf Produktionsmaterial bei Schaeffler: „Ab 2025 wird Schaeffler jährlich 100.000 Tonnen Bandstahl von H2GS aus Schweden beziehen. Mit der Abnahmevereinbarung werden wir unseren jährlichen CO2-Ausstoß um 200.000 Tonnen reduzieren. Eine der Hauptherausforderungen auf dem Weg zu klimaneutralem Stahl wird aber die Verfügbarkeit sein. Schaeffler benötigt aktuell 1,8 Millionen Tonnen im Jahr, Bedarf und Anforderungen steigen. Ende 2020 haben wir eine Task Force ‚Green Steel‘ gegründet, welche die Herausforderungen im Unternehmen fokussiert angeht. Auf mehreren Ebenen gehen wir das Thema Green Steel an, dazu gehören unter anderem Marktanalysen, Strategiebestimmung, Umsetzung, Reporting und Kommunikation. Mit strategischen Partnerschaften tragen wir selbst zur Transformation in der Stahlproduktion bei. Ein Beispiel: Unsere 600.000 Tonnen jährliche Stahlschrotte führen wir in den Schrottkreislauf zurück und stellen sie Stahlwerken für den Recyclingprozess zur Verfügung.“
630 ...
... Millionen Tonnen Stahl werden laut der Worldsteel Association jährlich recycelt. Stahl ist damit das am meisten recycelte Material der Welt.
Weniger wird immer mehr zum Mehr
Jährlich mahnt der Erdüberlastungstag, an welchem Tag die nachhaltig nutzbaren Ressourcen unseres Planeten für das entsprechende Jahr aufgebraucht sind und wir den Rest des Jahres auf Kosten künftiger Generationen leben. 1970 war es der 29. Dezember, 2000 der 23. September und 2022 noch viel früher im Sommer. Der Trend macht deutlich, dass es höchste Zeit wird, mit unseren Ressourcen besser hauszuhalten. Damit weniger Verbrauch nicht gleichzeitig schlechtere Produkte oder weniger Lebensqualität zur Folge hat, müssen konventionelle Geschäftsmodelle weitergedacht werden. Das sagt beispielsweise auch der Verband Deutscher Ingenieure (VDI). Gute Beispiele, bei dem konventionelle Geschäftsmodelle weitergedacht wurden, finden sich in der Sharing-Mobility, bei der sich viele Nutzer ein Fahrzeug teilen, seien es Autos, Roller oder Fahrräder. Auch im Bereich Werkzeuge und Freizeitartikel breiten sich entsprechende Leihangebote aus. In den USA verdoppelten sich die Nutzerzahlen von Vermietangeboten zwischen 2016 und 2021 annähernd von 44,8 auf 86,5 Millionen. Dass auch in der Produktion enormes Potenzial zur Ressourcenschonung liegt, unterstreicht das Beispiel Smartphone. Der schwedische Abfallwirtschafts- und Recyclingverband Avfall Sverige hat errechnet, dass bei der Produktion eines durchschnittlichen Smartphones mit einem Gewicht von 200 Gramm fast 86 Kilogramm Abfall anfallen. Dieses Beispiel an ineffizienter Ressourcennutzung macht deutlich, wie dringlich es ist, Konstruktions- und Fertigungsprozesse durch Digitalisierung und technische Innovationen wie die additive Fertigung (3D-Druck) weiter zu optimieren. Auch der Einsatz leistungsfähigerer Materialien hilft, Ressourcen zu schonen – beispielsweise durch längere Laufzeiten. Das Aufbereiten statt Ersetzen von Verschleißteilen kann neben dem reduzierten Materialeinsatz – das weiß Schaeffler aus der Praxis mit Radsatzlagern im Bahnsektor – auch CO2-Emissionen sowie Energie- und Wasserverbrauch um weit über 90 Prozent senken. Die Liste weiterer Maßnahmen, um Ressourcen zu schonen, ist lang – und das in allen Sektoren und allen Stationen der Lieferkette. Das nährt die Hoffnung, dass sich zukünftige Generationen über einen Erdüberlastungstag keine Gedanken mehr machen müssen.
Roland Kuhla, Leiter Energie-Management bei Schaeffler: „Bei Schaeffler haben wir für uns acht zentrale Nachhaltigkeitsziele definiert, die auch dazu dienen, die Pariser Klimaschutzziele zu erreichen. Die Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen bis 2024 ist eines unserer Nachhaltigkeitsziele: Ab 2025 wollen wir so kumulierte jährliche Energieeffizienzgewinne von 100 Gigawattstunden (GWh) realisieren. Dieses Energieeffizienzprogramm setzt dabei auf unser weltweites, seit vielen Jahren etabliertes ISO50001-Energiemanagementsystem auf, das die kontinuierliche Optimierung des Energieverbrauchs der Schaeffler-Standorte sicherstellt. Um die nachhaltige Energieeffizienzsteigerung zu erreichen, setzen wir ein breites Spektrum unterschiedlicher Technologien ein: vom optimierten Kühlschmierstoffeinsatz von Bearbeitungsprozessen über Wärmerückgewinnungsanlagen und effiziente Kältesysteme bis hin zur intelligenten Gebäude- und Prozessleittechnik. Alle Werke der Schaeffler Gruppe entwickeln lokal innovative Lösungen, die gezielt im globalen Netzwerk unserer Standorte skaliert werden.“
74 Mio. Tonnen ...
... Elektroschrott könnten laut Global E-waste Monitor im Jahr 2030 anfallen. 2019 waren es noch 53,6 Mio. Tonnen. Ein wesentlicher Grund: Statt repariert zu werden, wandern viele Geräte in den Müll und müssen durch ein neu produziertes ersetzt werden.
So funktioniert Nachhaltigkeit bei Schaeffler: Zahlen und Fakten
Die Rechnung, bitte!
Die Energiewende ist eine feine Sache, das ist globale Mehrheitsmeinung. Aber wie schnell sie umzusetzen ist und mit welchen Mitteln, darüber wird ebenso diskutiert wie über wirtschaftliche Fragen. Eine erstmals gemeinsam erstellte Studie der Internationalen Agentur für Erneuerbare Energien (IRENA) und der Internationalen Energieagentur (IEA) hat zu letzterem Punkt analysiert, welche finanziellen Anstrengungen bis 2050 nötig sind, um die Pariser Klimaziele zu erreichen. Das Ergebnis: Der Investitionsbedarf für den Umbau des weltweiten Energiesektors in diesem Zeitraum wurde auf rund 29 Billionen US-Dollar beziffert. Eine gigantische Summe einerseits, aber andererseits laut IRENA nur 0,4 Prozent der globalen Gesamtwirtschaftsleistung. Außerdem stünde den Investitionskosten im Bereich der erneuerbaren Energien auch ein Wachstumsimpuls von 0,8 Prozent der globalen Wirtschaft gegenüber. Fazit der Studie: Die Energiewende ist bezahlbar. Zumal der Neubau von Solar- und Windkraftanlagen immer günstiger wird. Bei Solaranlagen sanken die Kosten zwischen 2010 und 2020 laut IRENA um 80 Prozent, bei der Windkraft um rund 30 Prozent. In vielen Märkten sei der Strom aus erneuerbaren Energien heute schon günstiger als solcher aus fossilen Quellen. Das Weltwirtschaftsforum unterstrich in seinem „Global Risks Report 2022“ außerdem, dass ein Nicht-Erreichen der Klimaziele immense Kosten verursachen würde, je nach Region zwischen 4 und 18 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Wenig überraschend angesichts dieser Zahlen ist es, dass die Finanzmärkte ebenfalls positiv auf die Energiewende reagierten: Während der „S&P 500 Energy Index“ zwischen Mai 2016 und Mai 2021 vier Prozent einbüßte, gewann der „S&P Global Clean Energy Index“ 22 Prozent hinzu. Die oben genannten Zahlen beruhen allerdings auf globalen Betrachtungen. In einzelnen Ländern und Regionen kann die Energiewende durchaus schmerzende Einschnitte hinterlassen, besonders dort, wo die extrahierende Industrie wie Öl, Gas und Kohle große Anteile an der Wirtschaftsleistung hat. Die Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) stellt dazu fest: „In dem Maße, wie die Energieversorgung stärker zu einem technologie- und innovationsgetriebenen Prozess wird, verschiebt sich die Teilhabe von Staaten am Welthandels- und Energiesystem. Volkswirtschaftliche Wohlfahrtsgewinne werden so rekalibriert, dies hat tiefgreifende Folgen für das Weltwirtschaftssystem.“ Wie gehen betroffene Länder damit um, dass deren fossile Schätze im Zuge der Dekarbonisierung im Boden bleiben müssen? Und wie reagiert die Staatengemeinschaft auf die verändernden Rahmenbedingungen? Auch solche Fragen müssen beantwortet werden. Außerdem muss verhindert werden, dass einzelne Länder, Bevölkerungsschichten oder Sektoren unverhältnismäßig stark durch die Energiewende belastet werden, oder Energie, zumindest kurzfristig, nicht bezahlbar ist.
Marcus Hoffmann, Leiter Nachhaltigkeitsstrategie und Projekte bei Schaeffler: „Die Transformation zum nachhaltigen Wirtschaften wird dann erfolgreich, wenn man Ökologie, Soziales und Ökonomie in Einklang bringt. Das verstehen wir bei Schaeffler unter nachhaltigem Handeln. Wir sind überzeugt, dass die nachhaltige Ausrichtung der eigenen Wertschöpfungskette – also der Lieferkette, der eigenen Produktion und des Produktportfolios – essenziell ist, um auch in Zukunft wirtschaftlich erfolgreich zu sein. Schon heute unterstützen wir mit unseren Kompetenzen und Produkten wie etwa bei der Elektromobilität und der Windkraft die Energie- und Mobilitätswende. Sie sind wichtige Säulen auf dem Weg zur Erreichung der Pariser Klimaziele. Wir machen Prozesse effizienter und letztendlich wettbewerbsfähiger und unterstützen damit unsere Kunden beim Erreichen ihrer Ziele sowie die globale Transformation insgesamt. Diese Prozesse müssen end-to-end und am besten zirkulär gedacht werden – da setzen auch wir bei Schaeffler in unserer Nachhaltigkeitsroadmap an: Themen wie Kreislaufwirtschaft, Energieeffizienz oder die Eigenerzeugung von erneuerbaren Energien sind nur einige Bausteine, die einerseits die Nachhaltigkeitsleistung entlang der Wertschöpfungskette deutlich steigern und andererseits ökonomisch sinnvoll sind.“
Nachhaltigkeitsexperten im Dialog
Über die Highlights des Jahres 2021, aktuelle Herausforderungen und wie die Schaeffler Gruppe auf diese reagiert: Corinna Schittenhelm, Vorständin für Personal und verantwortlich für das Thema Nachhaltigkeit, und Thomas Fußhöller, Leiter Nachhaltigkeit, im Gespräch. Hier geht es zum Video.