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Von Wiebke Brauer
Es muss ja nicht immer der Schreibtisch sein. Diese zehn Menschen haben einen etwas anderen Arbeitsplatz.
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Arbeiten in der Schwerelosigkeit

Mehr zur Astronautin Christina Koch

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Die Astronautin: Arbeiten in der Schwerelosigkeit

Diese Frau ist wirklich abgehoben. Seit dem 19. März 2019 arbeitet US-Astronautin Christina Koch auf und an der Raumstation ISS. Im Oktober schrieb die Elektroingenieurin Raumfahrtgeschichte. Wieder einmal, muss man sagen. Denn die 40-Jährige hält schon den Rekord mit dem bislang längsten Weltraumaufenthalt einer Frau. Nun ist Koch auch noch Teil des ersten rein weiblichen Außeneinsatzkommandos im All.

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Vier Weltraum-Außeneinsätze hat Christina Koch mittlerweile absolviert. Mit dem gemeinsamen Ausflug mit Kollegin Meir schrieb sie Raumfahrtgeschichte

Nach drei Ausflügen mit männlicher Begleitung ist Koch bei ihrem vierten Außeneinsatz mit Kollegin Jessica Meir aus der ISS ausgestiegen. Die Technikerinnen tauschten eine Ladeeinheit für Lithium-Ionen-Akkus aus, die Strom für die Regulierung der Sonnensegel liefert. Der Einsatz sorgte weltweit für Schlagzeilen. Der Einsatz sorgte weltweit für Schlagzeilen. Er sei ein gutes Beispiel für die wachsende Bedeutung von Frauen in der Raumfahrt, unterstrichen die beiden Akteurinnen. Im ISS-Alltag sei es der Besatzung aber egal, ob Männer oder Frauen die Arbeit übernähmen.

H20 in den Genen

Mehr zur Meeresbiologin Antje Boetius

© Achim Multhaupt/Alfred-Wegener-Institut
Die Meeresbiologin: H20 in den Genen

Ihr Großvater war Kapitän und Walfänger, als Kind begeisterte sie sich für die Filme von Jacques-Yves Cousteau oder Lotte und Hans Hass – vielleicht kann man dann nur das Meer als Arbeitsplatz wählen. Antje Boetius ist Tiefseeforscherin. Wobei das etwas kurz gegriffen ist: Seit November 2017 leitet die 52-Jährige das Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven mit Außenstellen in Potsdam, auf Helgoland und auf Sylt – mit insgesamt 1.250 Mitarbeitern. Zusätzlich ist Boetius Professorin für Geomikrobiologie an der Universität Bremen und Leiterin einer Forschungsgruppe für Tiefseeökologie und -technologie am Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie.

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Egal ob mit dem deutschen Forschungsschiff „Polarstern“ oder im U-Boot – Tiefseeforscherin Boetius fühlt sich auf und unter Wasser wie zu Hause. Ihr Großvater hat drei Schiffsuntergänge überlebt

Während ihrer beruflichen Laufbahn hat die gebürtige Hessin fast 50 Expeditionen geleitet, insgesamt mehrere Jahre auf See verbracht und etliche Tauchgänge in die Tiefsee absolviert. Noch vor 150 Jahren ging man davon aus, dass es zwischen vier- und elftausend Meter unter dem Meeresspiegel kein Leben geben könnte. Weit gefehlt. Die Tiefsee bietet Millionen von Arten ein Zuhause. Wie viele genau es sind, kann niemand sagen. „In der Tiefsee“, erklärt Boetius, „waren weniger Menschen als im All.“ Die Tauchgänge in die fremde Welt beschreibt sie folgendermaßen: „Oben sind die Meeresschichten ja vom Sonnenlicht durchschienen, dann hat man alle möglichen Blaufarben. Und wenn man dann bei 400 Meter angekommen ist, schwebt man in der absoluten Dunkelheit.“ Werden die Lampen an Bord ausgeschaltet, sieht man leuchtende Bakterien, Fische und Quallen. Als „Feuerwerk in der Dunkelheit“ bezeichnet die Forscherin das Spektakel.

Winzige Staubkörner, riesige Lager

Mehr zum Außendienstingenieur Michael Wernke

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Der Außendienstingenieur: Winzige Staubkörner, riesige Lager

US-Amerikaner geben ihren Bundesstaaten gern Spitznamen. Der von Arizona lautet „The Copper State“ – wegen der reichlichen Kupfervorkommen. Einer, der hilft, das Edelmetall abzubauen, ist Michael Wernke. Ungefähr viermal im Jahr durchstreift der Schaeffler-Außendienstingenieur die abgelegene, marsianische Landschaft der Region, um seinen Kunden Freeport-McMoRan in Morenci, die größte Kupfermine in Arizona, entscheidend zu unterstützen. In Morenci befindet sich die weltweit größte Hochdruck-Mahlwalze, die zum Zerkleinern von Erz verwendet wird. Um die Produktivität der Mine zu steigern, hat Schaeffler das weltweit erste abgedichtete Pendelrollenlager in dieser Dimension entwickelt – ein massives Exemplar mit einem Außendurchmesser von fast zwei Metern.

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Trotz seiner 1,93 Meter sieht Schaeffler-Ingenieur Michael Wernke klein aus neben der Hochdruck-Mahlwalze und im Schaeffler-Lager. Das ist wegen des staubigen Arbeitsumfeldes versiegelt

Der Gigant fällt in Wernkes Aufgabenbereich. Der Tag in seinem „Outdoor-Büro“ beginnt mit einer einstündigen Autofahrt ins staubige Minengebiet, wo ein Heer gewaltiger Maschinen unermüdlich vor sich hin arbeitet. Auch die imposante Mahlwalze mit dem nicht minder imposanten Schaeffler-Lager. Das riesige Bauteil, das wegen des extrem staubigen Arbeitsumfelds versiegelt ist, stellte Wernke zunächst vor eine interessante Herausforderung: Wie misst man das Spiel eines Lagers, dessen Rollen die Größe von Fußbällen haben und jeweils 50 Kilo wiegen? „Das Teil ist bedeutend größer als alles, woran ich jemals zuvor gearbeitet habe“, sagt Maschinenbauingenieur Wernke fast ehrfürchtig. Seine technische Begabung zeigte sich früh: Im Alter von nur drei Jahren zerlegte er den Staubsauger der Familie! Heute zerlegt der 1,93-Meter-Mann Lager, die so groß sind wie er.

Sein Motto: "Vollgas oder nix"

Mehr zum Stuntman Erich Glavitza

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Der Stuntman: Vollgas oder nix

Sein Arbeitsgebiet lag sehr oft jenseits des Grenzbereichs. „Ich habe kein Problem damit, mich zu überschlagen.“ Und dennoch ist der Mann, von dem dieser Satz stammt, heute immerhin 77 Jahre alt: Erich Glavitza. Waghalsig war die Arbeit des Österreichers oft, lebensmüde nie. In seinem Buch „Vollgas oder nix: Meine wilden 60er mit Jochen Rindt, James Bond und Steve McQueen“ beschreibt Tausendsassa Glavitza seine wildesten Ritte und ungewöhnlichsten Jobs. Im James-Bond-Film „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“ doubelte Glavitza auch das Bond-Girl Diana Rigg. Für ihn kein Problem: „Ich habe eigentlich nur a Pelzhaubn aufsetzen müssen.“ Auch wenn er es bei verschiedenen Filmen ordentlich hat krachen lassen – er selbst bezeichnet sich nicht als richtigen Stuntman. Eigentlich habe er beim Film nur das getan, was er immer schon machte: Auto fahren.

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Hauptdarsteller und Produzent Steve McQueen suchte für seinen Film einen Stuntman, der gut Unfälle bauen konnte: Glavitza

Bereits in seiner Jugend fuhr der Mann mit dem Doktortitel in Philosophie Rennen, später auch Motocross – dazu arbeitete er als Fahrinstruktor. Allerdings gründete er auch mit Kompagnon Peter Huber die Firma Stunt Limited und arbeitete am Set des Rennfahrerfilms „Le Mans“, den Hauptdarsteller Steve McQueen 1970 selbst produzierte. „Er hat jemanden gesucht, der realitätsnah Unfälle bauen konnte“, sagt Glavitza. Das konnte er. „Man muss dafür auf den Zentimeter genau fahren.“ Disziplin ist für das haargenaue Fahren unabdinglich, sagt er, der McQueens Gegenspieler Siegfried Rauch doubelte, und fügt hinzu: „Freilich war das gefährlich. Wir sind vollen Speed gefahren, da ging nichts mit langsam kurven und Zeitraffer. Überschlag, Crash in die Mauer – das machst halt, wennst jung und deppert genug bist.“

Große Übersicht in einer kleinen Welt

Mehr über Zugführer Lars Rösenberg

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Der Zugführer: Große Übersicht in einer kleinen Welt

1.040 digital gesteuerte Züge. 15.715 Meter Gleislänge, 3.454 Weichen, 1.380 Signale, 9.250 Autos, 52 Flugzeuge. Und das alles auf 1.499 m2. Die Rede ist vom „Miniatur Wunderland“ in Hamburg, der größten Modelleisenbahn-Anlage der Welt. Und was für die einen wie ein Spielplatz erscheint, ist für Lars Rösenberg ein normaler Arbeitsplatz. Er ist Industriemeister Elektrotechnik und Leiter der Anlagensteuerung. Der Bahnbetrieb, wie Rösenberg es nennt, umfasst alles vom fahrenden Zug über das Auto bis zum Schiffsverkehr. In seinem Team arbeiten 45 Personen, allerdings nicht alle in Vollzeit. „Wir sind dafür zuständig, dass sich alles dreht und bewegt“, beschreibt Rösenberg.

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Das „Miniatur Wunderland“ ist eine der wichtigsten Attraktionen der Hafenstadt Hamburg – und ein äußerst interessanter Arbeitsplatz für Lars Rösenberg

Sieben Tage die Woche hat die Touristenattraktion geöffnet, jeden Morgen muss die Anlage hochgefahren werden, was 30 bis 45 Minuten dauert – die kritischsten Phasen des Tages. Rösenberg: „Man muss beobachten, wie ruhig das System anläuft, wo Fehler auftauchen oder ob ein Computer abstürzt.“ Wie er zu seinem Job kam? Ganz einfach: Zwei Wochen, nachdem er seine Ausbildung als Elektrotechniker beendet hatte, besuchte er privat das „Miniatur Wunderland“ – und fragte kurzerhand nach einem Job. Gerade mal 21 war er zu diesem Zeitpunkt. Ob er denn zu Hause eine Modelleisenbahn hätte, wurde er beim Einstellungsgespräch vom Elektronik-Meister gefragt. Als er verneinte, bekam er den Job. Weil: Die Begeisterung für Modellbahnen ist eine Sache, ein hochprofessioneller Anspruch an die Technik eine andere. Wenn man den 38-Jährigen heute fragt, was das Beste an seinem Job ist, überlegt er eine Weile und ruft dann aus: „Es ist ein Irrsinn! Wir halten eine Masse von Dingen in Bewegung – und es ist ein Wunder, dass es funktioniert.“

"Geht nicht" gibt es bei ihr nicht

Mehr zur Polarforscherin Amy Hobbs

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Die Polarforscherin: "Geht nicht" gibt es bei ihr nicht

Monatelang in der Antarktis sitzen – das muss man mögen. Amy Hobbs tut es. Sie hat bereits zweimal als leitende Service-Ingenieurin auf der Casey-Station gearbeitet, einem australischen Forschungsaußenposten an der Budd Coast im Osten der Antarktis. Einmal im Sommer (2017/2018), einmal im bitterkalten und dunklen Polarwinter (2019), wenn die Durchschnittstemperaturen an der Küste zwischen minus 20 und minus 30 Grad Celsius liegen. Aber egal ob Sommer oder Winter: Ohne das entsprechende technische Equipment ist ein Überleben in der Antarktis nicht möglich.

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Prima Klima in der Casey-Station – dafür sorgen Amy Hobbs und ihr Team nicht nur technisch, sondern auch im zwischenmenschlichen Bereich

Die Technik in Schuss zu halten ist der Job von Amy Hobbs und dem von ihr geleiteten Team. Hobbs ist ein Mädchen für alles. Wenn nötig, hilft die Ingenieurin beim Klempnern. „In einer einzigartigen Umgebung mit großartigen Menschen zusammenzuarbeiten, das lässt mich jede anstehende Aufgabe mit einem Lächeln erledigen – selbst wenn es mal ein echter Mistjob ist”, beschreibt Hobbs das Besondere an der Arbeit in der Casey-Station. Und am Feierabend? Dann genießt die Australierin, wann immer es geht, das sich ständig verändernde Licht auf den Eisbergen und auf dem Meer in der Newcomb Bay: „Ich glaube nicht, dass ich jemals genug davon kriegen werde.”

Immer dicht am Mann

Mehr zum Teileerklärer Himmat Singh

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Der Teileerklärer: Immer dicht am Mann

Sein Arbeitsplatz sind keine klinisch reinen Glaspalastwerkstätten. Himmat Singh leistet Aufklärungsarbeit an der Basis. Dort, wo es nach Öl und Benzin riecht. Seit drei Jahren reist er für den Schaeffler Automotive Aftermarket kreuz und quer durch den indischen Bundesstaat Rajasthan. Seine Aufgabe: den Werkstattprofis, deren Arbeitsplatz nicht selten open air oder in einem dünnen Wellblechverschlag ist, die Vorzüge von Kupplungssystemen, Getriebe- und Fahrwerkskomponenten des fränkischen Zulieferers ans Herz zu legen und Montagetipps zu geben.

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Indien ist ein wichtiger Zukunftsmarkt. Allein in den vergangenen fünf Jahren ist der Automotive Aftermarket dort um jährlich 14 Prozent gewachsen. „Die Interaktion mit den Mechanikern hilft mir, Feedback zu unseren Produkten zu sammeln. Am Ende geht es um Kundenzufriedenheit“, sagt Singh.

Präzision beim Kleinholzmachen

Mehr zum Hubschrauberpilot Wolfgang Jäger

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Der Hubschrauberpilot: Präzision beim Kleinholzmachen

Wolfgang Jäger fliegt nicht einfach durch die Gegend. Er kappt mit seinem Helikopter Bäume und Äste. Und zwar dann, wenn die in Gleise, Stromleitungen oder Skilifte ragen. Jäger ist einer von nur zwei Piloten der österreichischen Firma Wucher Helicopter, die überhaupt mit einer Säge fliegen dürfen. Natürlich handelt es sich dabei nicht um irgendein Schneidegerät, sondern um ein langes Gestänge aus zusammengeschraubten Alu-Rohren, an dem eine 600 Kilo schwere Kreissäge mit zehn rotierenden Sägeblättern hängt. Durch das Gestänge zieht sich das Steuerungskabel, das von der Säge ins Cockpit führt. Von dort aus wird das System gesteuert.

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Ein infernalisches Pendel: Alles, was sich der fliegenden Säge mit zehn rotierenden Blättern in den Weg stellt, wird pulverisiert – entsprechend vorsichtig muss Pilot Wolfgang Jäger fliegen

Für Notfälle befindet sich an seinem Steuerknüppel eine Taste, mit der die Säge ausgeklinkt werden kann – etwa dann, wenn sie eine Oberleitung trifft. Damit das nicht geschieht, ist engste Zusammenarbeit nötig: So steht der Pilot im ständigen Austausch mit einem Co-Piloten und einem Einweiser am Boden. Jäger: „Das ist enorm wichtig. Denn im Einsatz musst du dich voll auf die Säge konzentrieren. Das ist viel Feinarbeit: Oft schneidest du nur 30 Zentimeter an einer Stromleitung vorbei.“ Als ob das nicht schon schwierig genug sei, kann es sein, dass die Säge zu viel Schwung bekommt oder durch eine Böe erfasst wird. „Bis zu einer Windgeschwindigkeit von etwa 45 km/h kann noch geflogen werden, ist der Wind stärker, wird es zu gefährlich“, sagt Jäger. Allerdings hat er sich noch nie verschnitten, wie er meint.

Persönliche trifft berufliche Leidenschaft

Mehr zum Fahrzeugumrüster Timo Haug

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Der Fahrzeugumrüster: Persönliche trifft berufliche Leidenschaft

Das breite Lächeln im Gesicht von Timo Haug kommt nicht von ungefähr: Seine Arbeit hat ihn an den Ort gebracht, an den ihn auch seine private Leidenschaft zieht – an die Rennstrecke. Haug ist passionierter Kartfahrer und Motorsportfan. Durch seinen Job bei Schaeffler Paravan hat sich nun eine private und berufliche Schnittmenge ergeben. Im Arbeitsalltag rüstet der 38-Jährige Fahrzeuge für Menschen mit Behinderungen mit der Drive-by-Wire-Technologie Space Drive von Schaeffler Paravan aus. Außerdem entwickelt Haug im Kundenauftrag individuelle Space-Drive-Lösungen für Prototypen – vom Kleinstwagen bis zum Lkw. Alles in allem ein höchst abwechslungsreiches Tätigkeitsfeld, das 2018 um eine sehr reizvolle Facette erweitert wurde: einen Rennwagen mit Space Drive.

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Ob Startaufstellung oder Boxengasse: Timo Haug steht im ständigen Austausch mit dem Rennfahrer, um möglichst detaillierte Rückmeldungen zu bekommen. Diese fließen in die Weiterentwicklung von Space Drive ein

Um einerseits die Leistungsfähigkeit der Technologie zu demonstrieren und andererseits weitere Entwicklungsimpulse aus dem Einsatz am Limit zu gewinnen, rüstete Schaeffler-Paravan einen Audi R8 LMS zum Steer-by-Wire-Rennwagen um. Lenkstange raus, ein mit elektrischen Impulsen agierendes Force-Feedback-Lenkrad rein. Timo Haug war von Anfang an am Projekt beteiligt. Der innovative Rennwagen erhielt als erster seiner Art eine Zulassung vom Deutschen Motorsport Bund und startete in der Serie DMV GTC. Für vier Rennen tauschte Timo Haug die Produktionshalle im schwäbischen Aichelau mit den Boxen auf Rennstrecken wie dem Nürburg- oder Hockenheimring. „Es ist spannend, das System unter diesen extremen Bedingungen weiterzuentwickeln“, sagt er. „Als das Auto das erste Mal mit über 250 km/h an uns vorbeiraste, so ganz ohne Lenksäule, war das ein echter Gänsehautmoment."

Schaumiges im Fluss halten

Mehr zum Maß-Arbeiter Uwe Daebel

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Der Maß-Arbeiter: Schaumiges im Fluss halten

Das Münchner Oktoberfest ist das größte Volksfest der Welt. 6,3 Millionen feierfreudige Menschen strömten 2019 auf die Wiesn. Und die meisten wollen vor allem eins: Bier trinken. Insgesamt 7,3 Millionen Liter waren es in diesem Jahr. Der Mann, der maßgeblich dafür sorgt, dass der Gerstensaft-Strom nicht versiegt, ist Uwe Daebel, Hauptabteilungsleiter Abfüll- und Verpackungstechnik bei der Paulaner Brauerei. Seine Firma versorgt beim Oktoberfest 18 große und kleine Bierzelte. Und das im doppelten Sinne mit Hochdruck. Gerade in den großen Zelten, in denen jeweils bis zu 9.300 Menschen bedient werden wollen, wurde die Nachschubversorgung immer schwieriger. Daher kam Uwe Daebel auf die Idee, die drei größten Zelte jeweils über eine Ringleitung mit Bier zu versorgen. Erstaunlich: „Das System arbeitet ohne mechanische Pumpen; lediglich Kohlendioxidgas als Druckmittel fördert das Bier zu den Zapfhähnen“, erklärt Daebel. Hört sich simpel an, im Hintergrund arbeitet aber eine Menge Steuerungstechnik und Software von Siemens. Daebel kann von jedem Ort der Welt mit Internetverbindung alle relevanten Daten auf seinem „Maß-o-Meter“ ablesen: Durchflusstempo, Verbrauchswerte, Drücke, Temperaturen, Füllstände und so weiter.

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Neben dem vielen Bier sorgen auch Fahrgeschäfte auf dem Oktoberfest für Drehgefühle. Radartechnik misst den Füllstand der Bierfässer berührungslos

Schon am frühen Morgen gilt Daebels erster Blick dem „Maß-o-Meter“. Er checkt, ob die Planmenge für den Tag tatsächlich über Nacht angeliefert – oder wie Daemel sagt: abgetankt – wurde und in welchem Status sich die Anlage befindet. Daebel: „Ist der Festzeltmodus aktiv, dann weiß ich, dass die Abtankung in der Nacht geklappt hat. Andernfalls versuche ich, Kontakt mit dem Abtankpersonal aufzunehmen und bespreche die Relevanz der Störung.“ Wenn alles nicht hilft, schaut der 62-Jährige selbst nach dem Rechten und behebt die Störung vor Öffnung des Festzeltbetriebes. Sonst gibt’s lange Gesichter bei den Besuchern. Und beim Wirt. Jede Stunde Ausfall würde 12.000 nicht verkaufte Maß bedeuten, oder umgerechnet rund 130.000 Euro Umsatz.