Mit Hightech in die Geschichte eintauchen
Auf der Suche nach den Spuren unserer Vorfahren wühlen Archäologen in der irdischen Vergangenheit – und setzen dabei immer mehr auf zukunftsweisende Technologie.
Den Boden per Radar scannen: Man kennt es aus Dokumentationsfilmen: Ausgrabungen sind eine echte Sisyphosarbeit. Der Einsatz von grobem Gerät verbietet sich meist, um mögliche verborgene Schätze nicht zu beschädigen. Also wird mühsam mit kleinen Schäufelchen geschabt oder mit feinen Pinseln freigelegt. Mit einem Bodenradar (GPR = Ground Penetrating Radar) können Archäologen tief in die Erde eindringen, aber nicht nur dorthin: 2018 entdeckten Forscher ein 1942 verloren gegangenes Flugzeug 91 Meter unter grönländischem Eis mittels GPR an Bord einer Drohne. Auch die kleinen ferngesteuerten Flieger werden immer öfter von Archäologen eingesetzt.
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Fundstücke perfekt abbilden: Weniger bei der Suche nach Fundstücken, sondern bei der nachfolgenden Analyse helfen 3D-Scanner. Die tief blickenden Anlagen, teilweise als tragbare Strahlenpistole am Fundort einsetzbar, helfen den Wissenschaftlern, die Fundstücke bis auf Molekülebene zu untersuchen und abzubilden, ohne sie zu berühren und dabei womöglich zu beschädigen. Dabei kommen nicht nur Computertomografen und Röntgenstrahlung zum Einsatz (siehe auch Seite 14), sondern vor allem laserbasierte 3D-Scans, die nur einen Bruchteil eines CTs kosten.
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Geochemische Bodenanalyse per Laser: Wo immer der Mensch siedelt, er hinterlässt Spuren. Spuren, die sich auch nach Jahrhunderten, wenn längst alle anderen Hinweise verschwunden sind, noch im Boden nachweisen lassen. Hochmoderne Spektroskopie-Laserpistolen, kurz LIBS, liefern noch vor Ort geochemische Bodenanalysen ab und bringen so einen enormen Zeitgewinn. Sind im Labor 20 bis 30 Analysen pro Woche möglich, lassen sich mit der Lasermethode vor Ort Hunderte pro Tag durchführen.
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Unter den grünen Deckmantel der Natur schauen: Das berühmte Forscher-Magazin „National Geographic“ titelt 2021 begeistert: „Laserscans offenbaren riesige Metropolregion der Maya im Dschungel von Guatemala." Die Forscher entdeckten das zerfallene Netzwerk aus miteinander verbundenen Städten, in denen Millionen von Menschen lebten, mithilfe der LIDAR-Technologie. Die Abkürzung steht für „Light Detection and Ranging“ und ist auch aus autonom agierenden Fahrzeugen bekannt, die mit dem Laser-Radar ihr Umfeld scannen. Archäologen überfliegen mit den tief blickenden Tech-Augen dicht bewaldete Gebiete auf der Suche nach verborgenen Schätzen. Dabei werden Millionen Messdaten gesammelt, die am Computer in detaillierte dreidimensionale Oberflächenprofile umgewandelt werden . Bereits 2013 hatten Forscher mit der LIDAR-Technik eine altertümliche Megacity bei der kambodschanischen Tempelanlage Angkor Wat entdeckt. Auch der Regenwald rund um die Inka-Hochburg Machu Picchu wird seit Jahren mit LIDAR-Kameras überflogen. Dabei werden immer neue Gebäudestrukturen „freigelegt“.
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Mit Google Earth auf Schatzsuche: Lange bevor die ersten Satelliten im Weltraum ihre Bahnen zogen, nutzten Archäologen Luftbilder. Doch seit Google Maps und andere Satelliten-Bilddienste den Blick auf die Erde für jedermann anbieten, ergeben sich professionellen und Hobby-Archäologen ganz neue Möglichkeiten, der Vergangenheit nachzuspüren. US-Archäologe Dr. Scott Madry, ein Google-Earth-Vorreiter und -Lehrmeister, nennt ein Beispiel aus seiner Praxis, um das Potenzial dieser Luftbilder zu unterstreichen: 25 Jahre habe er auf klassische Weise im französischen Burgund nach historischen Römerstätten gesucht und etwa 20 gefunden, mit Google Earth seien es am heimischen Computer in wenigen Monaten mehr als 100 gewesen.